Die Treue eines Hundes

Langsam verschwand der Nebel und die Dunkelheit der Nacht,es wurde Tag. Ein Sonnenstrahl kitzelte ihn an der Nase, davon wurde er munter.Langsam erhob er sich von seinem nächtlichen Lager, die alten Knochen taten ihmweh. Er blinzelte in den Tag, gähnte und streckte sich ausgiebig. Wie jedenMorgen setze er sich vor seinem Unterschlupf und begrüßte den Tag, heute waretwas anders. Fremde Gerüche lagen in der Luft. Aber er war zu erfahren undauch zu alt, als das er seiner Neugier nachgab. Sein Instinkt warnte ihn davor,er riet ihn lieber genau in die andere Richtung zu laufen.
Langsam, mit Bedacht und immer auf der Hut verliefen seine Schritte, sein Magenrebellierte. Also begann er diesen Morgen wieder auf die Jagd zu gehen, diesmalblieb sein Jagdglück aus. Er musste sich mit 2 Mäusen zufrieden geben, so wieschon früher. Seine Augen tränten und das machte es schwierig größere Beute zuschlagen.
Er durchstreifte seinen Wald, den er schon seit Monaten als sein Revierbetrachtete, ging seine bekannten Pfade entlang zum See um zu trinken. DieNächte waren schon so kalt, dass er erst mit der Pfote ein Loch schlagenmusste, um an das lebensnotwendige Nass zu gelangen. Ihn fröstelte, trotz, dassdie Sonne schien. Er suchte eine geschützte Stelle am See, wo er sich in derSonne aalen konnte, ohne gleich aufzufallen. Seinen alten Knochen taten dieletzten Sonnenstrahlen dieses Jahres gut. Er fing langsam an einzudösen undErinnerungen aus besseren Zeiten stiegen in ihm hoch.
Da war diese Frau, die er kennen lernte, als er noch bei seiner Mutter war. Siewar sanft, ihre Augen warm und ihre Stimme erfüllte den Raum mit Liebe. Ja, dasempfand er damals für diesen Menschen und das war das Einzige, was ihn vorantrieb. Es war eine so tolle Zeit. Sie schimpfte nie mit ihm, wenn er vergessenhatte rauszugehen, um Pipi oder etwas Größeres zu machen. Behutsam und mit vielLiebe lernte er die Welt durch sie kennen. 10 Jahre waren sie zusammen, 10Jahre voller Liebe, Wärme und die Gewissheit in Geborgenheit zu leben. Er hättemit seinem Leben ihres verteidigt. Da war noch die doofe Katze, die ihn nie zurRuhe kommen lies. Trotzdem wünschte er sich sehnlichst, dass es Damals wäre undnicht Heute.
Er erinnerte sich an den letzten Tag mit seinem Frauchen. Sie zog ihre Schuhe undJacke an um anschließend seinen Kopf zwischen die Hände zu nehmen und ihnliebevoll in seine Augen zu schauen: Na Dicker?? Sei artig! Ärger die Katzenicht so sehr – habe Geduld mit ihr! Mutti kommt bald wieder!
Das war das letzte Mal, dass er sein Frauchen sah....

Wehmütig wachte er aus dem Tagtraum auf, sein Herz war so schwer. Wo sollte ernoch suchen, wo könnte man sie finden?? Er wusste es nicht mehr.

Er hatte gewartet, so wie es sein Frauchen ihm aufgetragen hatte, ertrug dieNeckerrein der Katze, es wurde Nacht, es wurde Tag und sie waren immer nochallein. Langsam wurde er unruhig, wo blieb sie nur?? Da Schritte, der Schlüsselim Schloss wurde umgedreht, aber das waren nicht die Schritte seines Frauchen,das waren Eindringlinge.
„Kommt nur rein, ich werde die doofe Katze und mein zu Hause verteidigen!Keiner kommt ohne meine Erlaubnis in das Haus.“
Und dann ging alles ganz schnell. Er wehrte sich aus Leibeskräften, schrie derKatze noch zu: „Lauf weg, schnell! Lauf endlich!“ – dann wurde es Nacht.
Als er erwachte tat ihm sein ganzer Körper weh und aus seiner Nase floss einkleiner Rinnsaal von Blut. Er schaute sich um, er befand sich in einen kleinenabgedunkelten Raum, er erkannte, dass Eisenstäbe verhinderten, dass erweglaufen konnte. Er versuchte aufzustehen, aber er war noch nicht soweit.
Er schlief ein und träumte von der Frau, für das sein Herz schlug und selbstdie Nervensäge von Katze vermisste er sehr.
Als er aufwachte, stand ein Napf voll Wasser und Futter vor ihm. Sein Stolz verbotihn auch nur einen Happen davon zu nehmen, aber der Hunger war mächtiger. Erfasste einen Plan. „Sollen mich die Fremden ruhig füttern, damit komme ich ganzschnell zur neuer Kraft und dann werde ich mich freundlich stellen und wenn ihrmeint, ihr hättet mich gebeugt, zeige ich Euch, was es heißt sich mit miranzulegen.“
Er dachte an die Katze und hoffte, dass ihr wenigstens die Flucht gelungen warund sie nicht auch noch gefangen genommen wurde. Hier roch es nach Tod undEinsamkeit.....

Wochen vergingen, es verging ein Tag wie der andere aufgehört hatte. Langsamkam er wieder zu Kräften, langsam fasste er Vertrauen. Hin und wieder schautenFremde vorbei, murmelten irgendwas von „armen Kerl“....“hat keine Familiemehr....“ „Autounfall“
„Von welchen armen Kerl sprachen sie?? Er konnte es doch nicht sein, seinFrauchen würde ihn schon finden! “
Panik ergriff ihn, sein Frauchen suchte ihn und er hockte in diesem Gefängnis.
„Ich muss hier raus und zu ihr, sie wird verrückt vor Angst!“

Sein Entschluss stand fest, bei der erst besten Gelegenheit würde er flüchtenaus diesem tristen Gemäuern. Tag um Tag wartete er auf seine Gelegenheit, fasthatte er die Hoffnung schon aufgegeben.....
Es war wieder so ein Besuchstag, wo fremde Menschen durch die Gitter seinesGefängnisses ihn anschauten. Wie er das hasste! Ein junges Paar stand lange vorihm, irgendwie ähnelte die Frau, ja seinem Frauchen, nur sie roch so komischund die Stimme – seine Ohren taten ihn davon weh.
Aber auch sie gingen wieder und er legte sich auf seine Decke undwartete.....so wie jeden Tag.
Er wurde durch das Öffnen der Tür aufgeschreckt, der Typ, der ihn schon seitMonaten Futter und Wasser brachte, kam auf ihn zu, legte ihm das Halsband anund führte ihn aus seinem Gefängnis. Er lies es geschehen. Langsam und gehorsamging er mit. Bis er vor dem fremden Auto stand, er bockte, er wehrte sich nachLeibeskräften, schmiss seinen Gefängniswärter zu Boden und rannte, immer weiterund weiter bis er sicher war, dass kein Verfolger ihn noch einholen konnte.
Hungrig, voller Angst und müde suchte er sich einen Unterschlupf für die Nacht.Er konnte nicht schlafen, fremde Geräusche drangen an sein Ohr, fremde Tiereschlichen um ihn rum. Er wartete mit Ungeduld auf den Tag und so einsam, wie ersich in dieser Nacht fühlte, wollte er sich nie wieder fühlen.

Der Tag brach an und er machte sich auf den Weg. Er zählte nicht die Nächte,die er allein in dieser für ihn unwirklichen Welt verbrachte, er lief und liefimmer weiter. Seine Pfoten waren wund, er war abgemagert, sein Fell totaldreckig und verfilzt. Er wusste nicht wie lange er gewandert war, aber er rochHeimat, erkannte die Spazierwege, die er mit seinem Frauchen gegangen war undrannte mit letzter Kraft nach Hause und brach erschöpft vor der Haustür seinesehemaligen zu Hause zusammen.

Wohlige Wärme lies ihn wieder zum Bewusstsein kommen, der Geruch von Futtererweckten seine Lebensgeister und er erwachte aus diesem traumlosen Schlaf.„Das Gesicht kenne ich! Das ist doch die ältere Frau, mit der Frauchen immerKaffee getrunken hat und die mir heimlich Plätzchen zusteckte am Küchentisch!Sie wird mir helfen!“
„Aber warum weint sie und wieso schaut sie mich so komisch an? Was heißt ‚Duarmer Kerl’? Mein Frauchen wartet doch auf mich, ich muss zu ihr. Oder sollteich doch ‚der arme Kerl’ sein?“

Ein Motorgeräusch lies ihn keine Zeit mehr, die Gedanken zu vertiefen. Erkannte dieses Geräusch, mit letzter Kraft sprang er durch die Glastür RichtungWald.

Das war vor einem Jahr, seit dem verbrachte er in der Nähe seines ehemaligen zuHause sein tristes Dasein, immer auf der Hut vor Entdeckung. Immer auf derFlucht, immer mit der Hoffnung im Herzen, sein Frauchen einmal wiederzusehen.Nachts schlich er heimlich zu dem Haus, wo er einst Willkommen war und gingunverrichteter Dinge wieder. Trauer ergriff jedes Mal sein Herz auf dem Weg zudiesem ausgehöhlten Baum, der solange schon sein Unterschlupf war.
Er begriff nicht, dass es nicht seine Schuld war, dass sein Frauchen nicht mehrnach Hause kam. Wie jeden Tag fuhr sie damals zur Arbeit, ein andererAutofahrer schnitt ihr die Vorfahrt. Sie war auf der Stelle tot.

Die Sonne ging unter und die Kälte kroch ihm wieder in die alten Knochen.Langsam erhob er sich, ging nochmals an den See und nahm nochmals einen Schluckdes frischen Wassers.
Er hob seine Schnauze gegen die untergehende Sonne und machte durch einmarkerschütterndes Jaulen, jeden klar, dass er immer noch hier wäre und nichtvor hätte zu gehen, jedenfalls nicht freiwillig. Langsam ging er zurück zuseinem Unterschlupf, diese Nacht würde es einen Eissturm geben, er musste sichbeeilen, damit er nicht in diesen Sturm kommen würde.
Am Eingang drehte er sich noch ein letztes Mal um und dachte sich: „Morgen, jamorgen, werde ich mein Frauchen wieder haben! Nur Mut! Wir gehören zusammen,sie wartet auf mich!“

Er rollte sich ein, schlief und träumte von besseren Tagen, an denen er ein zuHause, eine Familie und die Liebe seines Frauchens besaß.
Eine liebevolle, leise Stimme rief ihn, er öffnete die Augen und sah ein warmeshelles Licht, er folgte diesen Licht. Geblendet musste er blinzeln, seine altenAugen....nein diesmal tränten sie nicht. Auch die Schmerzen waren nicht mehr zuspüren und überhaupt er fühlte sich so jung, so energiegeladen....
Seine Augen gewöhnten sich sehr schnell an das gleißende Licht und er schautesich um. Da war eine riesige Wiese, viele verschiedene Tiere und Menschen, diemiteinander spielten, Lachen lag in der Luft. Sein Blick schweifte durch dieGegend, schön war es hier. Sein Blick wurde von einem Menschen aufgefangen undHallo? Da war ja auch die doofe Katze! Was für ein Glück, sie wurde damalsnicht gefangen! Voller Freude ging er auf sie zu, vergessen der Schabernack,vergessen die Neckereien, vergessen die Monate in Einsamkeit, er war so frohsie zu sehen. Sie tollten um die Wette über die Wiese. Voller Übermutüberrollte er einen Zweibeiner und dann hörte er dieses Lachen, dieses Lachenvoller Liebe und Wärme. Sein Blick wurde starr, Unfassbarkeit ergriff ihn, nachso langer Zeit war er am Ziel seiner Wünsche. Da lag sie nun vor ihm, sie hatteer gesucht und zum Schluss umgestupst und so, wie sie immer war, schimpfte sienicht mit ihm, sondern lachte mit ihm. Am Liebsten wäre er in siereingekrochen, ihre warme Stimme, ihre weichen Hände, ihre voller Liebegefüllten Augen – sein Frauchen – endlich!
Voller Stolz und Freude, warf er seinen Kopf in den Nacken und jaulte seinGlück in die Welt.
Sie hatte auf ihn gewartet, am Ende der Regenbogenbrücke und sie wusste, wenner zuerst über diese Brücke gegangen wäre, hätte er genau an dieser Stelle aufsie gewartet. 2 Freunde waren wieder vereint und diesmal konnte sie niemandmehr trennen und selbst die doofe Katze begriff, dass dies für die Ewigkeitbestimmt ist.

Dies ist eine mit page4 erstellte kostenlose Webseite. Gestalte deine Eigene auf www.page4.com